Liebe Mitchristen!
Wir werden weniger, unsere Altersstruktur ist hoch und unsere finanziellen Mittel gehen zurück. Haupt- und Ehrenamtliche werden ebenfalls weniger. Daher haben sich unser Pfarrgemeinderat und unser Verwaltungsrat im vergangenen Jahr bis in den Januar dieses Jahres damit auseinandergesetzt, wie wir uns neu auf die Zukunft ausrichten.
Wen wollen wir erreichen? Wie können wir Schwerpunkte setzen? Was heißt das für unsere Kirchen und Immobilien?
Das Ergebnis unserer Überlegungen sind „Leitlinien für die Jahre bis 2030“, die Sie nachfolgend finden. Wir wollen verstärkt auf die zugehen, die wir nicht (mehr) erreichen, ohne das bisherige sakramentale Leben aufzugeben. Wir haben zwei Zukunftskirchen benannt und Kriterien, die anderen Kirchen aufrechtzuerhalten.
Diese Leitlinien sollen dem Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat als verbindliche Orientierung dienen und alle einladen, am Weg in die Zukunft mitzuwirken.
Dem Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat Respekt und Dank für ihr verantwortungsvolles Handeln!
Michael Kneib, Pastor,
Tine Harmuth, PGR-Vorsitzende, Ludwig Vogt, stellv. Vorsitzender VR
Unsere Leitlinien

Unsere Pfarrei auf dem Weg in die Zukunft
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Leitlinien für die Weiterentwicklung der Pfarrei Bad Kreuznach Hl. Kreuz mittelfristig bis 2030 und darüber hinaus
Diese Leitlinien der Pfarrei Hl. Kreuz sollen eine gemeinsame Basis für zukünftige Entscheidungen der kirchlichen Gremien darstellen. Sie wurden vom Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat in einem Jahr erarbeitet und in der gemeinsamen Sitzung am 15. Januar 2024 verabschiedet.
Die Leitlinien dienen dem Ziel, die Kirchengemeinde bestmöglich in die Zukunft zu führen. Dabei wurden Überlegungen zur heutigen und künftigen Identifikation der Menschen mit unserer Kirche in den Mittelpunkt gerückt.
Darüber hinaus wurden die demographische Entwicklung der Kirchengemeinde, unsere bestehenden finanziellen Ressourcen, sowie die künftige finanzielle Unterstützung durch das Bistum in die Überlegungen mit einbezogen.
Die Leitlinien beziehen sich auf
+ Ausrichtung unseres pastoralen Handelns
+ Ziele
+ Schwerpunktarbeit
+ Immobilien
+ Finanzielle Aspekte
+ Evaluierungskriterien und -methoden
Bad Kreuznach, den 15.1. 2024
I. Ausrichtung unseres pastoralen Handelns
Aufgrund unserer Altersstruktur wird die Zukunft der Kirche maßgeblich von Menschen abhängig sein, welche sich vom aktuellen Erscheinungsbild unserer Kirche nicht oder nicht mehr angesprochen fühlen oder bislang keine Verbindung zu kirchlichen Aktivitäten hatten. Aus diesem Grund wollen wir diese Menschen verstärkt in den Blick nehmen. Ihnen wollen wir einladende Gemeinschaft sein und helfen, ihren Glauben zu erschließen.
Die Menschen, die als aktive Kirchgänger oder Mitglieder kirchlicher Gruppen im Glauben und in der Kirchengemeinde verwurzelt sind, bleiben weiterhin im Blick. Die Sakramentenpastoral bleibt grundlegender Bestandteil des Gemeindelebens.
II. Ziele
- Aufgrund der allgegenwärtigen, negativen Nachrichten u.a. im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen, sollen die vielen positiven Aspekte und Aktivitäten an unserer Kirchenbasis (Beispiele Sonntagstisch, Reling, NAHe-RAUM, Offenes Hl. Kreuz etc.) mit fachlicher Unterstützung durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit stärker ins Blickfeld gerückt werden.
- Mit regelmäßigen Hl. Messen und Gottesdiensten, Taufen, Trauungen, Beerdigungen etc., soll weiterhin den Bedürfnissen nach den klassischen pastoralen Angeboten Rechnung getragen werden. Die Gestaltung dieser Formate und auch alternative Gottesdienstformen sollen weiterentwickelt werden.
- Vorhandene Gruppen im kirchlichen Umfeld wie Chöre, KFD, Kolping, Pfadfinder, Sonntagstisch, Reling, Junge Kirche etc., sollen finanziell und/oder durch Raumangebote (gegebenenfalls auch Ersatzräume) weiterhin unterstützt und gestärkt, sowie Synergien der Gruppen untereinander gezielt gefördert werden.
- Darüber hinaus sollen Maßnahmen ergriffen werden, durch welche distanziertere Menschen von unserer Gemeindearbeit einen Wert für sich selbst entdecken können. Zumindest sollten diese Maßnahmen dazu beitragen, dass diese Menschen (wieder) eine offenere Haltung gegenüber Glaube und Kirche gewinnen können.
- Es ist zu akzeptieren, dass Menschen in heutigen Zeiten aufgrund der Pluralität der Gesellschaft und individueller Lebensumstände nicht mehr automatisch dauerhaft und ununterbrochen im Gemeindeleben verankert sind. Daher soll ein Umfeld geschaffen werden, in dem Menschen aufgrund positiver Erfahrungen eine grundsätzliche Zugewandtheit gegenüber Glaube und Kirche behalten oder wieder entdecken können. Auch nach Unterbrechungen sollen sie so immer wieder einen Zugang zu kirchlichem Leben finden und am Weitertragen der christlichen Botschaft mitwirken können.
III. Schwerpunktarbeit
Mit der Schwerpunktarbeit sollen die Menschen, die unter „II. Ziele, Punkte 4 und 5“ genannt wurden, angesprochen werden.
- Junge Eltern und Familien: In der Zusammenarbeit mit Kindergärten und in der Vorbereitung zur Erstkommunion soll verstärkt auf die Bedürfnisse der Familien eingegangen werden. Hier sollte aufgrund schwieriger Personalressourcen ggfls. eine Einbindung anderer Institutionen im Themenfeld der Familienarbeit (Kolpingfamilie, Caritas, Familienbildungsstätte, etc.) oder auch bestehender Gruppen wie Pfadfinder, Junge Kirche, ehrenamtliche Katechet*innen erfolgen.
(Die Jugendarbeit wird im Rahmen der Jungen Kirche bereits durchgeführt. Die Firmvorbereitung findet bereits im Pastoralen Raum statt. Diakonische Schwerpunkte sind bereits durch Sonntagstisch und Unterstützung der Reling gegeben.) - Projekt offenes Hl. Kreuz:
Mit unterschiedlichen Projekten wie Ausstellungen, Theater, Lesungen, Vortragsveranstaltungen, „Coffee Stop“ etc. sollen auch Menschen angesprochen werden, welche nicht zu den klassischen Kirchgängern gehören. (Beispiel Projektwochen „Außen bauen – innen schauen“ in 2023).
Das äußere Erscheinungsbild der Pfarrkirche soll ansprechender gestaltet werden. Hier sollen insbesondere der Vorplatz zum Bahnhof, aber auch Garten bzw. Pfarrheim Heilig Kreuz in den Blick genommen werden. Durch die zentrale Lage am Bahnhof wird die Hl. Kreuz Kirche von vielen Menschen täglich passiert. - Citykirche NAHeRAUM:
Der NAHeRAUM bietet, durch die neue Präsenzform außerhalb von Kirchenmauern und günstig in der Fußgän-gerzone gelegen, eine niederschwellige Anlaufstelle für Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft, Bildungsstand, Migrationshintergrund und kirchlicher Bindung. Dieses Ziel ist für die nächsten beiden Jahre (2024-2025) bereits finanziell gesichert insbesondere durch Zusagen von Pastoralem Raum und Kirchengemeinde Heilig Kreuz.
Mit ihm soll die Möglichkeit erhalten bleiben, dass auch neue Gruppierungen im Sinne eines wertebasierten und gesellschaftlichen Miteinanders Raum haben und dabei aufgrund der neuen Präsenzform auch eine neue Offenheit gegenüber Kirche gewinnen können. Der NAHe-RAUM soll mit seiner Positionierung in der „City“ die Vernetzung/Kooperation mit anderen Gruppen, Organisationen und Institutionen (auch im personellen und finanziellen Bereich), welche im sozialen und bürgerlichen Engagement wirken, fördern.
IV. Immobilien
Die Zuschüsse des Bistums für Baumaßnahmen werden sich künftig voraussichtlich auf zwei Kirchen je Pfarrgemeinde beschränken, das pastorale Personal innerhalb der nächsten 8 Jahre halbiert werden. Langfristig können nicht alle Standorte aufrechterhalten werden, weder finanziell noch aufgrund der personellen Situation. Ein Zusammenrücken ist unausweichlich, um die vorhandenen Kräfte zu bündeln. Daraus ergeben sich Folgen, über die bereits heute entschieden werden muss:
1. Definition von zwei Zukunftskirchen mit dazugehörigen Pfarrheimen
Hl. Kreuz wird eine der Zukunftskirchen mit Pfarrheim sein, weil sie als Pfarrkirche, zentral gelegen, den größten Raum bietet und zudem mit erheblichem Kostenaufwand gerade saniert wird.
Daneben wird St. Nikolaus die zweite Zukunftskirche sein, weil sie eine historisch bedeutsame und denkmalgeschützte Kirche ist und darüber hinaus einen von der Größe überschaubaren und für Gottesdienste angenehmen Raum aufweist. Das Pfarrheim ist in direkter Nähe.
Die Zukunftskirchen sind durch regelmäßige Gottesdienstangebote und darüber hinaus durch Aktionen zu stärken (z.B. Gemeinschaftsgottesdienst, Adventsmeditationen).
2. Definition von Kriterien zur Aufrechterhaltung eines Standortes außerhalb der Zukunftskirchen
Es werden folgende Kriterien zur Aufrechterhaltung eines Standortes außerhalb der Zukunftskirchen definiert:
- Das erste Kriterium ist der Verzicht auf größere Baumaßnahmen. Sollten diese anstehen, kann die betroffene Kirche nicht mehr aufrechterhalten werden. In besonderen Fällen stimmt sich der Verwaltungsrat mit dem Pfarrgemeinderat ab.
- Das zweite Kriterium ist die Zahl der Gottesdienstteilnehmer. Wenn durchschnittlich über einen Zeitraum von sechs Monaten weniger als die Hälfte der jetzigen Teilnehmer festzustellen ist, wird die Kirche geschlossen. Denn dann ist es nicht mehr möglich, einen qualitativ angemessenen Gottesdienst zu feiern.
Die Nutzung der Pfarrheime ist auf ihre Auslastung/Kostenstruktur zu überprüfen.
V. Finanzielle Aspekte
Neben den Einschnitten hinsichtlich der Baukostenzuschüsse werden über die Schlüsselzuweisung des Bistums für pastorale Maßnahmen künftig nur sehr wenig Mittel zur Verfügung stehen.
Vorhandene finanzielle Ressourcen sollen daher vorwiegend für die Zukunftskirchen und die zukunftsgerichtete Weiterentwicklung bzw. Schwerpunktarbeit eingesetzt werden. Der Pfarrgemeinderat ist über die vorhandenen Ressourcen/Rücklagen in Kenntnis zu setzen; für zukunftsgerichtete Weiterentwicklung bzw. Schwerpunktarbeit sollen Budgets eingerichtet werden.
Zur Liquiditätsbeschaffung sollte auch gegebenenfalls die Veräußerung von Immobilien kein Tabu sein.
VI. Evaluierungskriterien und -methoden ab 1. Januar 2025
Grundkriterien, welche von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat noch konkretisiert werden können, sind die folgenden:
Im Hinblick auf Immobilien
- Die Unterhaltskosten der einzelnen Gebäude werden jährlich getrennt ermittelt.
- Die Reparaturkosten der einzelnen Gebäude werden jährlich getrennt ermittelt.
- Die Zahl der Gottesdienstbesucher in den einzelnen Kirchen wird laufend ermittelt und schriftlich fixiert.
- Die Kostenstruktur und das Nutzungsverhalten werden gegenübergestellt.
Im Hinblick auf Projekt/Schwerpunktarbeit
- Anzahl der erreichten Personen wird ermittelt und verschriftlicht (Quantität)
- Rückmeldungen von Teilnehmenden und Durch- führenden werden verschriftlicht (Qualität)
- Überprüfung der Zielerreichung (II. Ziele, 4. und 5.)
- Die Kostenstruktur und die Zielerreichung werden gegenübergestellt.
Die Evaluierung wird zu Beginn eines jeden Jahres nach Vorlage der Jahresrechnung in einer gemein-samen Sitzung von Pfarrgemeinde- und Verwal-tungsrat durchgeführt als Basis für die Erstellung des neuen Haushaltsplans.